Du hast monatelang an deinem Projekt gearbeitet und gestaltest nun das Aushängeschild zu deinem Projekt. Das Logo. Du hast die aktuellen Trends befolgt und dir die Konkurrenzprodukte angesehen. Nach so viel Aufwand bist du bestimmt von der Logomission besessen und kannst nicht mal einen Spaziergang genießen, ohne auf die Plakate und Werbung mit fremden Logos zu achten.
Vielleicht trägst du immer ein Skizzenbuch mit, falls dir eine brillante Idee einfällt. Entspanne dich, ich bin da. Atme tief durch. Es ist gut möglich, dass du schon gleich verstehen wirst, warum du mit deinem Projekt bisher nicht zufrieden warst – und das zu verstehen, ist schon ein guter Anfang.
„Um den Zuschauer zu beeindrucken, muss das Image durch Ihre persönlichen Erfahrungen und Eigenperspektive gefiltert werden“.
– Krzysztof Gilowski, Frisch Logos
Das Logo im 21. Jahrhundert
Heutzutage wird gerne darüber diskutiert, was sich in der Welt der Firmenlogos geändert hat. Meistens wird dabei auf die neuen, mutigen Trends hingewiesen. Es gibt keinen Platz mehr für Amateure. Ein gutes Projekt erkennt man gleich, ein schlechtes auch. Ein guter Freund, der ein großer Fan von Grafikprogrammen ist, reicht meistens als Designer bei der Logoerstellung nicht.
Doch hat sich das Logo als Symbol und Marketingtool im 21. Jahrhundert mehrfach verändert. Die Änderungen betreffen vor allem die Technologie, was zu einer neuen Perspektive führt, wenn man an Produkte denkt. Favicons oder die Icons von Apps in unseren Smartphones benötigen ein komplexes Konzept von Corporate Identity. Wer ein Logo entwirft, muss auch daran denken, dass es auf unterschiedlichen Materialien und in unterschiedlichen Formaten präsent sein wird – und das bedeutet sowohl neue Möglichkeiten als auch technische Einschränkungen. Dabei feiert natürlich Minimalismus Triumphe.
Ein moderner Grafikdesigner muss mehr Philosoph sein als je zuvor.
Der Schlüssel zu einem idealen Logo ist die Suche nach einem perfekten Symbol. Einem einfachen Zeichen, das alle wichtige Informationen über das Angebot der Firma, dein Profil und deine Zielgruppe beinhaltet.
5 typische Fehler beim Logoentwerfen und wie man sie vermeidet
Sowohl die Designer als auch die Firmenleitung brauchen Tipps und Ratschläge. Hier ein paar dazu, wie ein Logo aussehen soll und wie es auf keinen Fall aussehen darf.
1. Überfluss an Farben, Schriftarten und Formen
Die Zeit vergeht, manche Phänomene allerdings nicht. Die Menschen mögen es nicht, zu sehr gereizt zu werden – und vor allem wenn nur einer der Sinne intensiv angesprochen wird.
Bunte Projekte sind verwirrend, und vor allem wenn sie für keine Kinderprodukte oder Spielzeuge stehen. Ein Regenbogen wirkt in den meisten Fällen kindisch. Außerdem haben Farben bestimmte Bedeutungen – es gibt sogar Psychologie der Farben. Blau entspannt uns zum Beispiel, während Grün für mehr Vertrauen sorgt und Rot den Appetit anregt. Zufällige Farbkombinationen können etwas vermitteln, was man weder geahnt noch gewollt hat. Violett steht zum Beispiel seit Jahrhunderten für etwas nicht essbares und wäre zusammen mit Rot eher unpassend für ein Restaurant.
2. Auch zufällige Auswahl von Schriftarten sorgt für Chaos.
Schriftarten sollten nicht nur ästhetisch sein – sie haben auch ihre Bedeutung und erwecken Reaktionen. Eine subtile Schriftart vermittelt etwas anderes als die gern verspottete Comic Sans.
Auch eine Vielfalt an Formen und Figuren bringt mehr Schaden als geahnt. Ein Projekt soll zusammenhängend bleiben – eine Strichart, horizontale, vertikale oder diagonale, eine Art von geometrischen Figuren. Wenn man mehrere davon benutzt wird das Projekt vielleicht dynamischer, allerdings sorgt diese Dynamik eher für das Schwindeln im Kopf als für Begeisterung. Es ist wie mit einer Achterbahn – einerseits sehr attraktiv, andererseits wird einem meistens doch eher übel.
Wie kann man seine Kunden vor dieser Art Kopfschmerzen schützen? Indem man in seinem Logo nicht mehr als drei Farben und zwei Schriftarten sowie ein Detail anstatt von einer ganzen Menge benutzt.
3. Keine praktischen Aspekte berücksichtigen
Viele von amateurhaften Designer konzentrieren sich beim Logoentwurf auf der Ausführung des Projekts hier und jetzt. Dabei bedenken sie gar nicht die potenzielle Entwicklung der Firma, Änderung ihrer Zielgruppe oder andere Medien, die bei der Werbung zukünftig in Frage kommen könnten. Und genau diese Aspekte zu berücksichtigen gilt als ein wichtiger Teil der professionellen Arbeit an Corporate Identity eines Unternehmens.
Wie soll man diesen Fehler vermeiden? Achte darauf, dass dein Logo universell bleibt und somit auch in der Zukunft eine andere Zielgruppe erreichen kann. Dass das Projekt selbst sich leicht etwas ändern oder modernisieren lässt, wenn du eines Tages zu Rebranding greifen willst. Vergiss auch die technischen Anforderungen an das Logo nicht – es soll genau so gut als eine Icon in Ihrem Smartphone als auch auf einem Citylight aussehen.
3. Eigenen Geschmack bevorzugen
Deine eigene Firma zu gründen, das muss ein großer Schritt gewesen sein. Und vielleicht lässt dieser Schritt es nicht einfach zu, sich etwas von der Firma zu distanzieren. Allerdings ist es gut sich bei der Logoerstellung nicht nur auf eigenem Geschmack zu konzentrieren, sondern auch sich von den Profis beraten zu lassen. Klar muss das Logo auch dir gefallen, und es sollte auch für das stehen, woran du glaubst, aber da es auch ein Marketingtool ist, sollte vor allem professionell und vernünftig statt rein emotional gestaltet werden.
Wie kann man diesen Fehler vermeiden? Vergiss nicht, dass die ästhetischen Entscheidungen nicht immer den praktischen Aufgaben entsprechen. Stelle dir dein Logo wie eine Zusammenstellung von wirkungsvollen Elementen vor – jedes Element sollte nicht nur schön sein, sondern auch der Funktion angepasst werden. Und das betrifft Farben, Schriftarten und Symbole.
4. Langweilige, zweitrangige, scheinbar sichere Projekte
Obwohl viele anderer Meinung sind, ist es meistens so, dass sich eine Firma auf dem Markt nicht nur ausschließlich durch ihre Leistungen oder Produkte behaupten kann. Selbst das beste Angebot benötigt etwas Marketing, und ein Logo ist wie der Name, nur grafisch: Der Kunde soll ihn erkennen und positiv konnotieren. Aber vor allem auch nicht übersehen in der Fülle von anderen „gleichnamigen“ Firmen. Deswegen ist es manchmal besser sich doch etwas mehr zu unterscheiden. Ein langweiliges Logo scheint vielleicht „sicher“ zu sein – es wird keinen stören, keinen beleidigen, aber auch… keinen so richtig ansprechen.
Wie kann man diesen Fehler vermeiden? Was das Projekt betrifft, gönne dir etwas Avantgarde. Nimm dir Zeit für den Entwurf. Die perfekte Idee wird eines Tages auftauchen, keine Sorge. Nimm keine Abkürzungen auf dem Weg zu dem idealen Logo, und schon gar nicht eine, die über langweilige, sichere, banale Projekte führt.
5. Amateurdesigner mit dem Projekt beauftragen
Früher oder später wirst du nach der Gründung deiner Firma jemanden mit der visuelle Identität beauftragen müssen. Und nicht selten aus finanziellen Gründen versucht man daran zu sparen, indem man einen semiprofessionellen Grafiker oder Amateurdesigner darum bittet, die Logoerstellung zu übernehmen. Das Problem liegt darin, dass ein Logo eine nicht zu unterschätzende Investition für neue Unternehmen ist. Und gerade daran sollte man nicht sparen, denn eine spätere Änderung eines misslungenen Projekts wird doppelt so viel kosten.
Wie kann man diesen Fehler vermeiden? Ist wohl klar – indem man nicht unbedingt an dem Logo spart. Das bedeutet allerdings nicht, dass du dich für das teuerste Angebot entscheiden müssen – es handelt sich eher darum, dass du verstehst, wie wichtig es ist bei der Logoerstellung, den Designer nach seinem Portfolio und nicht dem Preis auszuwählen.
Der Bonus: Die machen das richtig gut. Logos die uns inspirieren
- Digital Rose
Wer mindestens ein Mal in seinem Leben einen Schaltkreis gesehen hat – und das haben die meisten (höhö) – der wird in dem Logo bestimmt direkt eine grafische Anspielung darauf erkennen. Der Zuschauer muss nicht mal genau wissen, was eine integrierte Schaltung bedeutet und wie sie funktioniert, Hauptsache man denkt dabei an Elektronik: Der Konnotationskreis stimmt somit und das ist bei einem Logo sehr wichtig. Das Projekt wurde als Line Art entworfen (was momentan sehr angesagt ist) – solch ein Logo lässt sich einfach nachzeichnen, sei es auf einem Blatt Papier während einer Vorlesung oder eines Telefonats. Und das bedeutet, man merkt es sich leicht und vergisst es nicht so einfach.
- Loveclick
Rot ist seit Ewigkeit mit Liebe und Leidenschaft verknüpft. Daher wundert es nicht, dass sich der Designer in dem Logoentwurf für ein Online-Dating-Service für diese Farbe entschieden hat. Es ist wieder ein Line-Art-Projekt. Hier wurde das Symbol nach einem alltäglichen Gegenstand, und zwar der Computermaus, gestaltet. Das Mauskabel formt ein Herz, was damit die zwei wichtigsten Themen – Liebe und Computer – so einfach und zugleich elegant verbindet.
- Up
In diesem Logo gibt es mehrere interessante Aspekte. Erstens, die Richtung wird durch den Pfeil bestimmt. Zweitens, dank der “Negativ Raumtechnik”, sind zugleich die Buchstaben UP zu sehen. Der Designer benutzte nur zwei Basisfarben und trotzdem fällt das Projekt sehr auf.
- Bull
Der Trend, bei der Logoerstellung zur “Negativ Raumtechnik” zu greifen, herrscht auf dem Markt bereits seit einigen Jahren. Und nicht nur unter den Grafikdesigner sondern auch in Tattoo-Studios. Bei dem Logo von Bull beobachten wir allerdings nicht nur eine gute Ausführung der trendvollen Idee sondern auch die Verwendung von zwei einfachen Konnotationen – Hörner und Rot für den Stier, die zusammen einfach toll aussehen. Dank der originellen Form wirkt das Logo dynamisch und einzigartig.
- Galactic Records
Das Logo von Galactic Records verwendet eine Vielfalt von Anspielungen auf die Musikszene. Der Name selbst – Galactic – knüpft auf die Doppelbedeutung von Stars auf. Die Schallplatte, die wie eine fliegende Untertasse aussieht, bedeutet eine Art Verbindung zwischen den intergalaktischen Stars und ihren Fans. Die Einzigartigkeit der Stimmen, die von der Firma betreut werden, wird durch das Licht, das von der Untertasse geworfen wird, betont, denn es erinnert an die Bühne. Die Farbpalette weist auf leichte, melancholische Musikart hin. Wie man an diesem Beispiel deutlich sieht, bedeutet ein einfaches Logo auf keinen Fall, dass es wenig Raum für Interpretationen lässt.
Fazit
Dies ist nur eine kleine Auswahl von interessanten Logoentwürfen, die man im Internet und in der Außenwerbung finden kann. Immer größer werdende Konkurrenz erfordert immer mehr Kreativität von Designern und schaukelt die Erwartungen der Kunden hoch.
Mein Ratschlag? Nimm die Fülle in Anspruch. Heutzutage kommt es gut an, wenn man Regeln bricht und riskiert – natürlich nur im Design, nicht im Leben. Wähle etwas originelles. Finde einen Profidesigner, der ein richtiger Künstler ist, offen für neue Möglichkeiten, und erobere zusammen die Welt des Marketings.